Der Rotkäppchenreport – Presse

Premiere des „Rotkäppchenreports“ in der Mahlberghalle Freiolsheim mit dem MTW sprüht vor Komik

Die etwas andere, märchenhafte Love-Story

Gaggenau (mhr) – Mit „Es war einmal…“ beginnen die meisten Märchen. „So ist es noch heute“ könnte der Anfang des „Rotkäppchenreports“ lauten. Handelt er doch von der weiblichen Suche nach dem Märchenprinzen im modernen Alltag. Die etwas andere, märchenhafte Love- Story erwies sich bei ihrer Umsetzung durch das fünfköpfige Laienensemble der MusikTheaterWerkstatt Freiolsheim als höchst amüsant. Um die Reaktionen auf die MTW-Premiere am Donnerstagabend vorwegzunehmen: Das altersmäßig gemischte Publikum war hin und weg. Und belohnte die enorme Spielfreude so wie das multiple Vermögen der kleinen Theatergruppe mit stehenden Ovationen. Obwohl der Stoff, aus dem die satirische Revue „Rotkäppchenreport“ gewebt wurde, mit gängigen Märchenvorstellungen nichts gemein hatte. Als „Frauen- und Männerabend um‘ s Thema Liebe“ angelegt, zersetzte dieser gleichzeitig nachhaltig damit einhergehende Klischees- Angefangen bei Rotkäppchen (Nicole Kraft) und dem Wolf I (Klaus Braun): Beim Waldmeistersammeln hatte sie ihn kennen gelernt. Sie will nur Freundschaft, er mehr. Den Frust, dass nichts läuft, muss er joggend abarbeiten. Dann jedoch trifft Rotkäppchen den scheinbar richtigen Prinzen (Herbert Gräßle) fürs Leben. Einen, der sich per Pferd in ihr Herz klappert. Wie im richtigen Leben verlässt Rotkäppchen den einen wegen eines anderen ein Beziehungswirrwarr winkt.
Bei seiner Prinzen-Odyssee landet Rotkäppchen auch im Schönheitsinstitut. Trifft auf ein exhibitionistisch veranlagtes Rumpelstilzchen, gefolgt von Prinz Himmelhold, einem psychologisierenden Öko-Weichei, ihre (un-)glücklich mit einem trinkseligen Förster (Mechthild Gilbert-Rönelt) verheiratete Freundin Gretel, ein Ass im Zusammenlegen von Hemden und T -Shirts.
Das Wechsel-dich-Märchen-Spiel pflanzt sich munter und quicklebendig fort: vom köstlichen Trauermarsch der drei Sieben-Zwerge bis hin zum Schmieren-Chauvi Prinz Schneiderlein, den surfenden Beach-Froschkönig-Boys, oder dem Dornröschenprinzen, ein „Jungfrauentöter“ mit Jagdinstinkt.
Zum Glück gibt es Rotkäppchens persönliche Beraterin Hanni Hitzig (Heide Glasstetter). Sie fungiert als moderierende und kommentierendes Bindeglied zwischen den zwölf Szenen und elf Liedern. Sie treibt an oder mahnt: „Ohne rosarote Brille bleibt nicht viel von der Idylle.“…
Die Saat von Regisseur Peter Espeloer und dem musikalischen Leiter Hans-Georg Wilhelm ging auf und trug reiche Frucht. Wobei der Letztere auch die musikalische Atmosphäre der Aufführung maßgeblich mitbestimmte. Sein aus zweiausgehöhlten Kokosnuss- Hälften rhythmisch intonierter Prinzengaul-Galopp ließ einen noch auf dem Heimweg kichern. Der pralle Spiel-, Situations- und Wortwitz treiben besagtes Spiel mit Klischees auf die Spitze.
Nicole Kraft, Heide Glasstetter, Mechthild Gilbert-Rönelt, Herbert Gräßle und Klaus Braun setzen noch einen drauf. Sie besetzen in einer Person teilweise bis zu sieben Rollen, die sie charakteristisch aus- leuchten. Sie singen, sie müssen sich sekundenschnell in völlig andere Typen verwandeln -es gelingt bravourös. Die I-Tüpfelchen auf die Aufführung setzten ein stimmiges Bühnenbild von Nadja Ruft, Programmheft von Monika Stern, Licht von Mack Audio und Frisuren wie Maske von Doris Kohl. Eine Besucherin traf den Nagel auf den Kopf: „Was man aus Märchen so alles machen kann, einfach toll!“

BT 22.01.2005

Musiktheater-Werkstatt Freiolsheim feilt mit Elan am komödiantischen „Rotkäppchenreport“ / Aufführungen am 20.,
22. und 23. Januar

Eine moderne Liebesgeschichte mit Märchenmotiven

Gaggenau (mhr) – Dornröschen entpuppt sich als Rotkäppchen, also hat sich der Prinz umsonst durch die (momentan noch) fiktive Dornenhecke gequält. Klar, dass er enttäuscht ist. Dennoch stellt man sich einen richtigen Prinzen nicht so mimosenhaft und kompromissbereit vor: „Willst du nicht trotzdem meine Prinzessin sein?“ „Stopp, mach‘ größere Wege“, unterbricht Regisseur Peter Espeloer die Dornröschen-Szene. Ebenso freundlichbestimmt fordert der studierte Schauspieler und „Tatort“-Ermittler wenig später: „Sie redet und du gehst, das muss spürbar und eindeutig `rüberkommen. Hier braucht es zwei unterschiedliche Tempi: Der eine schiebt, der andere bremst.“  Das fünfköpfige Ensemble der Musiktheater-Werkstatt Freiolsheim befindet sich in der allmählich immer heißer werdenden Probenphase. Mit viel Elan wird an der diesjährigen Aufführung gefeilt, die am 20., 22. und 23. Januar über die Bühne der Mahlberghalle fegen wird. „Der Rotkäppchenreport“ heißt die komödiantische Revue mit satirischem Anstrich von Angelika Bartram und der Musik von Steve Nobles.
„Suche nach Märchenprinzen“, so der Untertitel, handelt sie von einer modernen Liebesgeschichte, deren Charakter auf unterschiedlichen Märchenmotiven und comic-ähnlichen Volkstheateranleihen fußt. Heide Glasstetter, MTW-Vorsitzende, gibt im Stück die Hani Hitzig, Moderatorin und Kommentatorin in einem.
Entsprechend handfest und klar soll sie ihre im badischen Dialekt gehaltene Meinung vertreten. Ihren Einwurf „und so was nennsch du Prinz, Rotkäpple, ich glaub, du schpinsch“ will Regisseur Espeloer demnach „deutlich vehementer“ hören. Er weiß genau, was er will, korrigiert da die Körpersprache, dort den für seinen Anspruch zu wenig pointierten Sprachausdruck.
Genauso engagiert betreibt Hans-Georg Wilhelm, musikalischer Leiter am Theater BadenBaden, die Einstudierung der elf Lieder in diesem Stück. Müssen doch nur fünf Darsteller (Nicole Kraft, Heide Glasstetter, Mechthild Gilbert-Rönelt, Herbert Gräßle und Klaus Braun) insgesamt 21 Rollen besetzen und zudem singen. Darüber hinaus gilt es, zwölf Szenen mit Motiven etwa aus Aschenputtel, Rumpelstilzchen, Das tapfere Schneiderlein, Hänsel und Gretel… charakteristisch passend auszufüllen. Mehr noch: Das anspruchsvolle Musiktheater-Märchen spielt mit diesen Motiven und gleichzeitig mit den damit verbundenen Klischees. Für ein so kleines Amateurensemble bedeuten derartige Anforderungen – erst recht unter diesem professionellen Beistand – eine gewaltige Herausforderung. Ganz abgesehen von der zeitlichen Inanspruchnahme, die das Probenprogramm zunehmend stärker bestimmen. Hat man einem der Probentermine beigewohnt, weiß man: Sie werden diese Nuss knacken, die Musiktheater-Werkstatt Freiolsheim startet ihren „Neuanfang“ mit vollen Segeln. „Der Rotkäppchenreport“ wird gut ausfallen, weil von Musiktheater begeisterter Idealismus dahinter steckt – in jeder Hinsicht. Man sollte sich den Auftritt des surfenden Froschkönigs mit Gefolge nicht entgehen lassen. Oder die ähnlich ausfallende Prinzeneinschätzung eines etwas anderen Rotkäppchens: „Ich glaub‘, ich bin im falschen Wald!“
„Der Rotkäppchenreport“ wird an drei Tagen in der Mahlberghalle im Gaggenauer Stadtteil Freiolsheim aufgeführt. Premiere ist am Donnerstag, 20. Januar, um 19 Uhr. Die zweite Vorstellung findet am Samstag, 22. Januar, um 19 Uhr statt, die dritte Vorstellung am Sonntag, 23. Januar, um 16 Uhr. Eintrittskarten sind bei Heide Glasstetter und Klaus Braun, (07204) 518, über die Darsteller oder per Internet unter www.mtw-freiolsheim.de erhältlich.

Nicole Kraft, Heide Glasstetter, Mechthild Gilbert-Rönelt, Herbert Gräßle und Klaus Braun besetzen insgesamt 21 Rollen im der Revue „Der Rotkäppchenreport“. (Foto: Haller-Reif)

BT 07.01.2005

„Rotkäppchenreport“ hat mit dem Märchen wenig gemeinsam

Neues Stück der MusikTheaterWerkstatt enthält viel Musik

Gaggenau-Freiolsheim (cb). Auf die „Suche nach dem Märchenprinzen“ begibt sich die MusikTheaterWerkstatt Freiolsheim mit ihrem neuen Theaterstück „Der Rotkäppchenreport“ .Nach einer rund dreijährigen Pause präsentiert die Amateurtheatergruppe am 20. und 22. Januar (Donnerstag und Samstag) jeweils um 19 Uhr und am Sonntag, 23. Januar, um 16 Uhr in der Mahlberghalle „eine Revue mit Rotkäppchen und dem Wolf sowie weiteren seltsamen Gestalten im Märchenwald“. Die Proben laufen jetzt auf Hochtouren, wobei die fünf Schauspieler sehr flexibel sein müssen, denn insgesamt 20 Charaktere gilt es mit all ihren Eigenheiten zu verkörpern.
Bis zu sieben Rollen hat ein Akteur darzustellen, wobei jedoch nicht die Textmenge das Problem ist, wie Heide Glasstetter, die Vorsitzende der MusikTheaterWerkstatt, im BNN- Gespräch sagt. „Die persönliche Herausforderung für jeden ist das schnelle Umschalten von der Darstellung eines Charakters auf den anderen und damit verbunden das schnelle Wechseln der Kostüme“, schildert sie.
Während bis Weihnachten einmal die Woche geprobt wurde, befinden sich die Mitwirkenden nun in der Intensivphase, das bedeutet mehrmaliges wöchentliches Proben und auch Probenwochenenden. Parallel dazu läuft seit einiger Zeit die Gestaltung und Herstellung von Dekoration und Bühnenbild. Um die Kostüme kümmern sich die Laienschauspieler selbst, sie sind zum Teil selbst genäht, aber auch ausgeliehen.
Damit auf der Bühne alles gelingt und auch den eigenen Ansprüchen der fünf engagierten Darsteller gerecht wird, hat die MusikTheaterWerkstatt mit Regisseur Peter Espeloer und dem musikalischen Leiter, Hans-Georg Wilhelm, zwei Profis aus Baden-Baden in ihren Reihen. Espeloer, der einigen aus dem Fernsehen als Spurensicherer im „Tatort“ mit Lena Odenthal bekannt sein dürfte, ist für die dramaturgische Umsetzung des Stückes zuständig. Derweil feilt Wilhelm, musikalischer Leiter des Theaters Baden-Baden, an der Stimmbildung der Akteure. Denn ein wesentlicher Bestandteil des Theaterstücks ist die Musik, schließlich ist es Vereinsziel der MusikTheaterWerkstatt, im Unterschied zu anderen Amateurensembles Theater mit musikalischen Elementen aufzuführen. So gibt es in den zwölf Szenen des Stückes elf Songs zu hören.
Der „Rotkäppchenreport“ ist eine Musik- und Theaterdarstellung mit komödiantischem Charakter, nicht zu verwechseln mit dem be- kannten Märchen „Rotkäppchen“, wie Glasstetter unterstreicht. „Es ist witzig, anspruchs- voll, komikhaft und enthält genügend Musik, was uns sehr wichtig ist“. Wesentlich war für die Gruppe auch der Bezug zum realen Leben, wie schon in ihren früheren Stücken. So gilt es, so manche zwischenmenschliche Verwirrung durchzustehen und Erfahrungen zu machen auf dem Weg auf der Suche nach einem Prinzen, nach dem Glück. Die mitwirkenden Gestalten sind in Anlehnung an Märchen entstanden, das heißt die Geschichte spielt mit Märchenfiguren und -motiven.
Der wesentliche Unterschied zu den vorher- gehenden Aufführungen besteht darin, dass das Stück nicht wie vom damaligen Regisseur Michael Spychalski selbst geschrieben, sondern bei einem Verlag gekauft wurde. Nach- dem vier Stücke zur Auswahl vorlagen, haben sich die Akteure gemeinsam für eines entschieden. Im Oktober 2003 begannen die allgemeinen Probearbeiten, ab Januar 2004 wurde das aktuelle Stückerarbeitet. Nach rund einjähriger Probezeit öffnet sich am 20., 22. und 23. Januar nun wieder der Vorhang für ein neues Schauspiel der MusikTheaterWerkstatt Freiolsheim.

BNN 05.01.2005

So etwas wie ein Neuanfang in Sachen Musiktheater

Gaggenau (mhr) „Es gibt uns immer noch – klein, fein, massiv“ beantwortet Heide Glasstetter, Vorsitzende der Musiktheater-Werkstatt (MTW) Freiolsheim, die Einstiegsfrage. Die nicht ganz unbegründet war, blieb es doch einige Zeit recht  still um den Verein, der sich Theater mit musikalischer Akzentuierung verschrieben hat.
1999 gegründet, fand im selben Jahr mit „Karoline“ die erste erfolgreiche MTW-Aufführung statt. 2001 folgte „Gianna“ die für 2002 geplante dritte Aufführung platzte auf Grund eines unvorhersehbaren Regieausfalls „Wir machten uns auf die Suche nach einem neuen Regisseur, was nicht ganz einfach war“,umreißt Glasstetter die Folgezeit. „Zumal unsere internen Vorgaben klar umrissen waren: Wir wollen Theater spielen, in dieses aber unbedingt musikalische Elemente integrieren.“ Was wiederum die Besonderheit der MTW-Truppe ausmacht und in gewisser Weise auch deren uneitle Abgrenzung gegenüber anderen Amateurtheatergruppen.
Die Unterschiede zu den vorangegangenen Inszenierungen liegen in bemerkenswerten Details: Bei den ersten beiden Aufführungen „spielte“ dank der 20-köpfigen Besetzung ein Extra-Chor mit. Mit dem Extrakt aus fünf schauspiel- und musikbegeisterten Leuten, auf dem das neue Stück gründet, soll und darf jede/r auch singen. Nicht zuletzt besetzen einige Ensemblemitglieder bis zu fünf Rollen. Eine Menge Stress für alle Beteiligten, sollte man meinen. Doch diese Crew der Musiktheater-Werkstattler steckt ihn erstaunlich locker weg. Siehe die mit halbem Ohr verfolgte Gesangsprobe, bei der sie ebenso enthusiastisch wie glaubhaft quakende Frösche und andere Wesen erklingen lassen. Unter demokratischen Gesichtspunkten, auf Musiktheater-Verhältnisse und die Ensemble-Stärke zugeschnitten, wurde auch das Theaterstück gewählt: „Der Rotkäppchenreport“, Untertitel „Suche nach Märchenprinzen“. Das Stück spielt mit bekannten Märchenmotiven, denen ein modernes Rotkäppchen auf dem Weg nach der wahren Liebe folgerichtig begegnet. Hintergründig knüpft es auch an die Theorie des renommierten Psychologen Bruno Bettelheim an, der Märchen zum sozialen Erziehungsprinzip erhebt.
Die Ideale dahinter setzen derzeit zwei Profis um: Regisseur Peter Espeloer und Hans-Georg Wilhelm, musikalischer Leiter des Ganzen. Ziemlich verrückt, dass sich eine solche Amateur- und Profi-Liga begegnet, aber wahr. Seit Oktober 2003 sind sie unausweichlich miteinander verzahnt.
Stimme, Ausdruck und den Bettelheim-Tribut verlangt Peter Espeloer. Studierter Schauspieler und „Spusi“ (Spurensicherer) im Ermittlerteam des Tatort-Krimis Ludwigshafen um Lena Odenthal alias Ulrike Folkerts. Bei deren 15. Geburtstag in Kommissarsfunktion am 18. Juli in der ARD und dem Tatort „Gefährliches Schweigen“ wird er kriminaltechnisch beschäftigt sein. Auch ansonsten fernsehpräsent, kehrt er in Freiolsheim zu seinen Wurzeln zurück. „Mein Herz hängt am Theater, immer noch.“ Dessen Anfänge gehen auf Weihnachtsaufführungen des Männergesangvereins Heidelberg-Handschuhsheim zurück: „Schwänke im kurpfälzischen Dialekt gehörten zu meinen ersten Theater-Erfahrungen.“
Bei der Musiktheater-Werkstatt Freiolsheim schiebt er zurzeit das vorhandene Fantasiepotenzial an. Um es dahingehend zu lenken, dass jede/r zu der eigenen Ausdrucksmöglichkeit findet. „Sie sollen den Rollen Fleisch geben“, begründet Espeloer seine Regisseursfunktion. Der zweite Profi im MTW-Bund, Hans-Georg Wilhelm, musikalischer Leiter des Theaters der Stadt Baden-Baden, geht die Angelegenheit genauso beflissen-professionell an. Stimmtraining, Artikulation, Töne pauken und der Umgang mit Noten fallen in seinen Zuständigkeitsbereich. Wilhelm bringt es auf den Punkt: „Ich muss meinen Sängern die Scheu vor den bösen, schwarzen, kleinen Punkten nehmen. Und da sind wir auf dem besten Weg.“ Der führt auch dahin, die Musik im Körper auf der Bühne nachvollziehbar zu gestalten. Diesen Prozess wollen aber alle erleben. Deshalb feilen die Mitglieder der Musiktheater-Werkstatt und ihre Profi-Begleiter ebenso intensiv wie lebhaft an dessen Durchsetzung.

BT 15.07.2004